Herausbildung der Suhler Traditionen
Bergbau - Waffenherstellung - Kunst
 

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  Am Anfang Bergbau Produktion nach Bedarf
Transfer von Know-how Geschichte & Poesie
Technischer Fortschritt Wenig Erz - dann eben Porzellan Handwerkskunst & Schule Namen Relevante Links Beispiele Suhler Gravurkunst
 
 


Am Anfang:

Vermutlich war der Beginn einer Ansiedlung im späteren Suhl in der Steinzeit.
Die ältesten echten Spuren hinterließen keltische Bewohner vor ca. 3000 Jahren. Sie betrieben wahrscheinlich schon Erzgewinnung am Suhler Döllberg. In den keltischen Sprachen wurden die Lautungen "toll, toill, tul" mit Bergbauaktivitäten in Verbindung gebracht.
Daher kann man sagen, dass das Suhler Erz schon für keltische Waffen und Werkzeuge genutzt wurde.
Vor 900 erscheint im Verzeichnis des Klosters Fulda mehrfach der Orstname "Suhlaha" und "Sulaha".
Die erste urkundliche Erwähnung Suhls in einer Lehnsurkunde war im Jahre 1318. Seit 1527 besitzt sie das Stadtrecht.



Bergbau:
Seit dem 14. Jahrhundert erfolgte auch die Dokumentation des Bergbaus von Eisenerz und dessen Verhüttung (weiches, gut schmiedbares Eisen) in Suhl und Umgebung.
Die bekanntesten Bergbaugebiete sind der Döllberg, Domberg und Ringberg.
In Goldlauter bei Suhl (Pochwerksgrund und Ramseltal) begann im 16. Jh. der organisierte Silber- und Kupferbergbau.
Der Abbau von Erzen verlief über die Jahrhunderte mehrfach in Phasen der Blüte und der Flaute. Ständig jedoch versorgten die einheimischen Metalle die Waffenproduktion.
In Suhl wurden sogar Aktivitäten des Siedens von Salz aufgezeichnet. (In 1876 wird eine der Solquellen gefasst und der Heilbadbetrieb eingerichtet. Damit wurde der Begriff Solbad Suhl bekannt.)



Produktion nach Bedarf:

1499 wurden in Suhl nachweislich Harnische, Panzer und Schwerter gefertigt.
Im 16. Jahrhundert: Erste große Bedeutung der Fertigung von Handfeuerwaffen und damit Entstehung des Büchsenmacherhandwerks in Suhl. Damalige Büchsenmacher bezeichneten ihr Handwerk selbst als "freie Kunst".
Eine Blütezeit des Waffenhandwerks in Suhl war das 17. Jahrhundert.
In Europa gab es zunehmenden Bedarf an Handfeuerwaffen, vorwiegend für militärische Zwecke, aber auch zur Jagd.
Mit der steigenden Produktion entwickelte sich auch der Handel von Gewehren. Kundschaft waren Adelshäuser in der Schweiz, Burgund, Tirol, Venedig, Österreich, Dänemark, Belgien und Spanien.
Um 1600 sind ca. 200 Personen der 4000 Einwohner mit der Gewehrherstellung in Suhl beschäftigt. Der Suhler Büchsenmacher Simon Stör lieferte 600 Gewehrrohre nach Dänemark.
Die gute Qualität förderte Massenaufträge für den 30 Jährigen Krieg.
So wurden zum Beispiel 1622 wieder bei Stöhr 4000 Luntenschloßmusketen bestellt.
1626 gibt es 36 Büchsenmacher mit 70 Gesellen, 43 Lehrlingen und 33 Schäfter mit 20 Gesellen. Deren Jahresproduktion betrug 31.225 Musketen.
Suhler Gewehrhändler lieferten im Jahre 1631 genau 28.950 Musketen aus. Auch der katholische Heerführer Wallenstein war Kunde in Suhl und rüstete teilweise seine Armeen mit Suhler Erzeugnissen aus.
Im 18. Jahrhundert: 1708 betrieben 54 Gewehrhändler ihr Geschäft.
Eine erneute Blütezeit der Waffenproduktion war im Siebenjährigen Krieg (1756-1762), wo in Suhl ca. 25.000 Gewehre für Preußen gefertigt wurden.



Transfer von Know-how:
1535 siedelten sich Nürnberger Büchsenschmiede in Suhl an und trugen so erstmals von außen zur Bereicherung des Könnens bei.
Seit 1555 und 1667 gab es die Handwerkerinnungen für Rohr- und Büchsenschmiede, sowie Büchsenmacher, Büchsenschäfter und Graveure mit ihren Ordnungen. Eine davon besagte, dass die Suhler Schäfter, Graveure und Ziseleure auf eine 3 jährige Wanderschaft gehen mussten, um anderswo ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter auszuprägen. In ganz Europa haben sie ihr Können zur Werbung Suhls unter Beweis gestellt, sich aber auch Anregungen für ihre weitere Handwerkskunst geholt. (siehe auch Handwerkskunst & Schule)



Geschichte & Poesie:
Als interessierter Geologe besuchte Johann Wolfgang Goethe mit dem Ilmenauer Bergmeister Voigt anno 1780 die Stollen um Goldlauter bei Suhl. Am Morgen des 7. September schrieb er: "Es geht auf Goldlauter und auf den Schneekopf." Am Abend befand er dann: "Wir sind auf hohe Gipfel gestiegen und in die Tiefen der Erde eingekrochen und möchten gar zu gern der großen formenden Hand nächste Spuren entdecken."



Technischer Fortschritt:

Anfang des 19. Jh. gehörten die Suhler zu den ersten, die Luxus- und Jagdgewehre mit dem neuen Zündsystem, der Perkussionszündung, ausstatten.
Zunehmend entstanden auch in den umliegenden Orten Südthüringens viele Gewehrfabrikationen, die vorwiegend in Heimarbeit produzierten.
Die Industrialisierung der Produktion förderte u.A. der Anschluss Suhls an das Eisenbahnnetz. Außerdem erhielten die Suhler Waffenfabrikanten große Rüstungsaufträge der Preußischen Armee.
Im 20. Jahrhundert produzierten die Büchsenmacher der Region Kriegswaffen, auch für die 2 Weltkriege. Aber entsteht doch mehr und mehr der Bedarf an Jagd- und Sportwaffen.
So erlangte Suhl auch in der Zeit der DDR als Waffenstadt Weltruhm. Organisiert im Volkseigenen Betrieb wurden Jagd- und Sportwaffen meist für den Export gefertigt.
Suhl bekam eine moderne Schießsportanlage und trug 1986 die Weltmeisterschaften im Sportschießen aus.



Wenig Erz - dann eben Porzellan:

Als im 19. Jahrhundert die Ausbeute der Erze immer geringer wurden, stellte die Verhüttungsfirma Schlegelmilch 1861 die Produktion auf Porzellan um. - Der Beginn des weltbekannten Schlegelmilch Porzellans. Mehrere Familienmitglieder gründeten ihre eigenen Fabriken. Suhler Porzellan von den Schlegelmilchs stieg weltweit zu einer edlen Luxusmarke auf. Im Verlauf produzierten die Porzellanfabriken auch Gebrauchsgeschirr, sogar elektrische Lampen. 1937 erfolgte aber die letzte Schließung eines Werkes mangels Kundschaft, da inzwischen auf der ganzen Welt Porzellanfabriken standen.



Handwerkskunst & Schule:

Das Können und Wissen der "Alten" wurde in Suhl ab dem 19. Jahrhundert an die "Jungen" in auch Schulform weiter gegeben:
1840 Gründung der Lehranstalt für Militärbüchsenmacher
1910 Deutschen Fachschule für Gewehrindustrie etabliert
1992 staatliche Berufsfachschule eröffnet (die einzige derartige Vollzeitschule in Deutschland) - Ausbildung in den Berufen Büchsenmacher und Graveure.



Namen:

Die Bergbau-, Waffen- und Handelsstadt Suhl entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Perle handwerklichen Könnens. Die mit der Waffenindustrie verbundenen Kunsthandwerker sind die Aushängeschilder Suhler (Jagd)waffentradition. So zum Beispiel die Graveurfamilien: Sturm, Döll, Hörnlein, Pfeuffer, Schilling, Hoffmann, Stockmar, Klett, Seeber, Spangenberg, Kolb, Pfeuffer, Fahner, Hohnbaum. (siehe Geschichte der Suhler Gravurkunst);
die Medailleure Steigleder, Stadelmann, Götze, von Nordheim, Freund.
Bedeutende Büchsenmacher und Gewehrfabrikanten: Merkel, Haenel, Sauer, Simson, Meffert, Heym, Krieghoff, Greifelt, Ziegenhahn.
Aktive Graveure der Region präsentieren ihre Kunstwerke: (Link zur Verkaufsgalerie)



Relevante Links:

Waffenmuseum Suhl
Berufsfachschule für Büchsenmacher und Graveure



Beispiele Suhler Gravurkunst: